Wie kann man einen gesunden Muskelaufbau eines Pferdes mit Training und Fütterung unterstützen?
Beispielsweise nach einer Verletzungspause oder nach der Winterpause eines Pferdes steht die Frage an, wie man
idealerweise den
Muskelaufbau beim Pferd unterstützen kann. Zur Beantwortung dieser Frage sollte zunächst einmal
berücksichtigt werden, dass je nach Leistungsart verschiedene Muskeltypen bei einem Pferd
beansprucht werden.
Wenn man die Muskulatur eines Pferdes gezielt aufbauen möchte, muss man die Sportpferde je nach gewünschter Zusammensetzung der verschiedenen Muskeln unterschiedlich füttern und trainieren.
Muskelaufbau Pferd: welche verschiedenen Arten an Muskeltypen gibt es?

Und zwar unterscheidet man in den Muskeln eines Pferdes die verschiedenen Arten an Fasern:
weiße Muskelfasern,
rote Muskefasern,
intermediäre Muskelfasern.
Weiße Muskelfasern liefern einem Pferd die größte Kraft, dafür ermüden sie aber auch schnell.
Muskeln mit diesen Fasern werden bei all den
Pferden benutzt, die innerhalb kurzer Zeit Höchstleistungen erbringen müssen. Das sind beispielsweise
Rennpferde oder Springpferde, also das typische Sportpferd. Die Energie beziehen weiße Muskelfasern ohne
Verwendung von Sauerstoff
überwiegend aus der
Speicherform der Glukose, dem Glykogen, welches in Muskulatur und Leber gespeichert ist.
Rote Muskelfasern enthalten mehr rotgefärbtes Muskelprotein (= Myoglobin), welches Sauerstoff speichert – daher der
Name. Muskeln mit roten Muskelfasern ermüden nicht so schnell wie Muskeln mit weißen Muskelfasern, dafür
aber liefern sie einem Sportpferd nicht so viel Kraft. Ihre
Energie beziehen rote
Muskelfasern bevorzugt unter Verwendung von Sauerstoff aus Glukose. Rote Muskelfasern kommen vor
allem bei einem Pferd vor, welches eine ausdauernde Sportart betreibt. Also beispielsweise
Distanzpferde.
Wie der Name schon sagt, sind intermediäre Muskelfasern mit beiden Eigenschaften ausgestattet.
Weiße Muskelfasern werden mehr von Sportpferden im Spring-, Dressur- und Rennsport benötigt.
Rote Muskelfasern muss man gezielt aufbauen, wenn die Pferde im Distanzsport Leistung
bringen sollen.

Je nach Sportart von einem Sportpferd, das einen gesunden Muskelaufbau benötigt, werden also unterschiedliche Arten
von Muskelfasern in den Muskeln gebraucht, die man durch gezielte Arbeit stärkt.
Neben diesen
unterschiedlichen Muskelfasern eines Pferdes gibt es außerdem noch, wie schon
erwähnt, unterschiedliche Arten der Energiegewinnung in einem Muskel. Durch die unterschiedliche
Energiegewinnung ergeben sich außerdem verschiedene Anforderungen an ein gutes Pferdefutter für eine
Unterstützung von einem gesunden Muskelaufbau bei einem Sportpferd.
Muskelaufbau Pferd: wie gewinnt ein Muskel Energie?
Zunächst wird innerhalb der ersten Sekunden nach Beginn einer Beanspruchung die in dem Muskel von dem
Sportpferd gespeichterte Energie in Form von ATP verbraucht.
Bei hohen Geschwindigkeiten wie beispielsweise bei Rennpferden wird die Energie anschließend überwiegend
ohne Verwendung von Sauerstoff aus Glykogen in den weißen Muskelfasern
gebildet. Als Abfallstoff steigt die Konzentration von Laktat in der Muskulatur von dem Sportpferd; ab
einer gewissen
Konzentration kommt es daher zur Übermüdung der Muskulatur und teilweise auch zu Störungen im Säure –
Basen – Haushalt.
Distanzpferde dagegen verwenden überwiegend rote Muskelfasern. Diese Muskelfasern beziehen ihre
Energie aus Glukose. Diese Glukose wird entweder neu hergestellt oder aber wird unter Verwendung von
Sauerstoff aus dem Speicherstoff Glykogen gebildet. Dabei fällt bei solch einem Sportpferd kaum Laktat
an. Nach ungefähr ein bis
zwei Stunden Bewegung wird die Energiegewinnung aber überwiegend umgestellt auf die Bildung von Energie
aus Fett. Dabei werden sowohl Fettreserven in der Muskulatur als auch in anderen Körperdepots
von dem Sportpferd angezapft.
Energiegewinnung in den Muskeln der Pferde:
– zunächst Verbrauch von ATP (Speicherform für Energie),
– dann bei weißen Muskelfasern ohne Sauerstoff aus Glykogen -> Abfallstoff Laktat reichert sich in Muskeln an,
– bei roten Muskelfasern Energiegewinnung mit Verbrauch von Sauerstoff aus Glykogen, nach
1-2 Stunden Fettverbrennung
Nun stellt sich die Frage: „Wie muss ich mein Pferd füttern für einen gesunden Muskelaufbau?“

und entsprechendes Training notwendig.
Um einem Pferd für den Muskelaufbau das optimale Futter zu bieten, sollte erst einmal die Zusammensetzung einer
Muskelzelle näher beleuchtet werden. Eine Muskelzelle von einem Sportpferd
besteht aus Wasser, Protein, Glykogen, Fett und Elektrolyten. Bei dem Muskelaufbau von einem Pferd
erhöht sich nicht die Anzahl der Muskelzellen. Bei dem Muskelaufbau von einem Pferd wächst jede
vorhandene Muskelzelle; sie wird also größer, indem sie bei dem Muskelaufbau ihre Inhaltsstoffe
erhöht.
Um den Muskelaufbau bei einem Sportpferd zu fördern, ist, wie wir alle aus eigener leidiger Erfahrung wissen,
neben dem Pferdefutter ein gutes körperliches und gezieltes Training unumgänglich, um Kraft und Ausdauer
beziehungsweise Kondition richtig zu fördern. Allerdings benötigt die Muskelzelle eines Pferdes natürlich
auch den Stoff, um das Wachsen zu fördern:
mit anderen Worten neben der körperlichen Arbeit ist eine richtige und angepasste
Fütterung von einem Pferd für die Unterstützung von dem Muskelaufbau notwendig.
Dazu benötigt ein Pferd zum einen eine Pferdefütterung mit genügend hochwertigen Aminosäuren.
Aminosäuren sind die Bausteine von
Eiweiß, einem Grundbaustein der Muskeln. Zum anderen benötigt ein Pferd genügend Mengen- und
Spurenelemente, um das Wachstum der Muskeln zu unterstützen. So ist für Myglobin (das Eiweiß der Muskulatur)
beispielsweise nicht nur ein qualitativ hochwertiger Aminosäuren-Komplex wichtig, sondern auch Eisen ist
essentiell. Auch Elektrolyte wie Magnesium und Kalium sowie Natrium müssen in individuell korrekter
Versorgung in der Pferdefütterung vorliegen. Nur so ist von Pferden eine top Leistung zu erwarten!
Wichtige Nährstoffe für ein gezieltes Aufbauen der Muskulatur:
– hochwertiger, sinnvoll zusammengesetzter Aminosäuren-Komplex,
– Elektrolyte wie Magnesium, Kalium, Natrium,
– Spurenelemente wie Eisen.
Eine Nahrungsergänzung muss mit medizinischem Sachverstand eingesetzt werden; nicht, weil „Pro-Muskel“
oder ähnliches draufsteht.
Rennpferde sowie Springpferde
Diese Pferde sollten eine Ration erhalten, die die Energiegewinnung der
weißen Muskelfasern optimal unterstützt.
Das bedeutet, dass diese Pferde eine Fütterung mit viel Kohlenhydraten und je nach Energiebedarf einen
Fettanteil von bis zu 10% erhalten müssen.
Das Heu sollte nicht zu raufaserreich sein und möglichst wenig stauben. Höhere Proteingehalte sind von
Vorteil.
Das Verhältnis von verdaulichem Rohprotein zu umsetzbarer Energie sollte in dem Futter nicht über 10:1
eingestellt werden.
Außerdem sind korrekte Versorgungen mit Selen, Vitamin E und Vitamin B1 zu beachten. Dies kann sowohl
über ein mineralisiertes und vitaminisiertes Müsli erfolgen oder über eine sinnvolle Nahrungsergänzung
(Zusatzfutter).
Distanz- und Vielseitigkeitspferde
Solche Pferde müssen anders gefüttert werden, da diese Sportpferde
überwiegend die roten Muskelfasern benutzen und die Energiegewinnung in den Muskeln anders abläuft.
Solchen Pferden müssen hochenergetische Kraftfutterrationen gefüttert werden, die mehr fettlastig sind.
Auch bei diesen Sportpferden muss die Heuqualität exzellent sein, nicht zu ballaststoffreich mit eher
höheren Proteingehalten.
Bei beiden Benutzungen der Muskelfasertypen
müssen die Pferde genügend Raufutter erhalten.
Allerdings ist zu beachten, dass Raufutter zu einer Wasserbindung im Darm führt, was Bauchvolumen und
-gewicht erhöht. Deshalb sollte die Gesamt-Trockenmasse der Ration nur maximal 15kg betragen. Fehlende
Energie wird besser durch energiereiches Kraftfutter ausgeglichen.
Hierbei ist aber unbedingt zu beachten, dass gerade Sportpferde sehr anfällig für Magengeschwüre sind.
Das bedeutet, dass die Heumenge in der Ration individuell sehr sorgfältig eingestellt werden muss und
auch die Fütterungstechnik absolut korrekt erfolgen muss (immer erst Heu vor dem Kraftfutter füttern!)



